Körperfunktionen & Schmerz

An dieser Stelle möchte ich einige wichtige Grundübungen vorstellen, die erlernt werden, wenn die Ursache für den Schmerz gefunden ist. Dies soll nur ein kleiner Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten der Therapie sein. Jede Übung lässt sich so variieren, dass sie jeweils als Schwerpunkt für unterschiedliche Muskeln durchgeführt werden kann. Zunächst ist Anleitung und Führung notwendig, da die Übung einerseits individuell für den Patienten angepasst wird und er andererseits, um die verlorengegangene Wahrnehmung wieder zu erlangen, Anweisungen von aussen braucht. Wichtig ist den Unterschied zwischen Lockerlassen und Anspannen, sowie zwischen passivem Ziehen, bzw. lediglich Krafteinsatz und aktivem Anstrengen zu lernen und umsetzen zu können.

 

Es ist empfehlenswert, die Übungen erst nach einer biokinematischen Untersuchung und Anleitung durchzuführen. In Eigenregie erfolgt dies auf eigene Verantwortung, da sich auch einige Fehlerquellen bieten oder manche Übungen bei bestimmten Vorerkrankungen und/oder Voroperationen nicht angezeigt sind.

 

 

Rückneigen im Stand

Mit dieser Übung wird die Beweglichkeit der vorderen Becken- u. Beinmuskelkette trainiert, Schwerpunkt Musculus iliopsoas.

 

Der eine Teil, M. psoas, hat seinen Ursprung im Bereich der Lendenwirbel, der andere Teil, M. iliacus, sitzt an der Innenseite der Beckenschaufel, beide ziehen zum Oberschenkelknochen. Sie sind mit verantwortlich für Bewegungen des Beines und der unteren Wirbelsäule, besser bekannt als „Hüftbeuger“.

 

Gegenspieler sind die Rücken- u. Gesässmuskulatur.

 

Einschränkungen der Funktion zeigen sich in einer verminderten Rückneigefähigkeit der Wirbelsäule in Bezug auf das Bein. Das Bewegungsausmass sollte mindestens 45° betragen.

 

Funktionsstörungen können z.B. zur Folge haben

  • Schmerzen im „Kreuz“, untere Lendenwirbelsäule u. Gesäss (Gegenspieler)
  • Schmerzen im vorderen Bein vom Oberschenkel bis Fuss, auch Symptome wie Kribbeln, Taubheit, gegebenenfalls auch Schwäche im Bein, typisch Fussheberschwäche (Muskelkette)

 

Rückneigen im Kniestand

Diese Übung dient ebenfalls zum Training der Beweglichkeit der vorderen Bein- u. Beckenmuskulatur mit gleichen Zielen wie im Stand.

 

Ein Schwerpunkt der Übung liegt hier jedoch unter anderem bei der vorderen Oberschenkelmuskulatur. Als Beispiel sei der Musculus quadriceps femoris genannt, der sich aus vier verschiedenen „Köpfen“ zusammensetzt. Funktionsstörungen dieses Muskels können zu Knieschmerzen führen.

 

Der gerade Anteil, M. rectus femoris, zieht über zwei Gelenke. Er beginnt am Beckenknochen, zieht über das Knie, dort ist die Kniescheibe in seine Sehne eingebettet, zum Unterschenkelknochen.

 

- Typische Schmerzlokalisation bei Einschränkungen: direkt vorderes Knie, Kniescheibe

 

Innerer Anteil, M. vastus medialis, Ursprung und Ansatz am Oberschenkelknochen
- Mögliche Schmerzlokalisation: Aussenseite Knie

 

Äusserer Anteil, M. vastus lateralis, ebenfalls nur am Oberschenkelknochen
- Mögliche Schmerzlokalisation: Innenseite Knie

 

Mittlerer Anteil, M. vastus intermedius, Ansatz u. Ursprung am Oberschenkelknochen
- Mögliche Schmerzlokalisation: meist vorderer Bereich und Innenseite Knie

 

Steinübung aufrecht und nach vorne gebeugt

 

Mit dieser Übung wird die Beweglichkeit der hinteren Beinmuskelkette trainiert.

 

Beginnend von der Fusssohle aus, die über sehr viele Einzelmuskeln verfügt und den Schwerpunkt für die Übung darstellt. Wichtig die Plantarsehne, die fast die gesamte Sohle überzieht. Dann weiter über Waden-, hintere Oberschenkel- u. auch Gesässmuskulatur.

Beugung der Wirbelsäule und des Beckens in Bezug auf das Bein nach vorne sollte bei 80-90° liegen.

 

Funktionsstörungen, also Spannungen/ Verkürzungen hier können sich ganz vielfältig äussern.

 

  • Schmerzen Zehen u. Fussrücken
  • Schmerzen Achillessehne
  • Knieschmerzen, Meniskusprobleme
  • Schmerzen im Hinteren Bein, Kreuzbein
  • Leistenschmerz

 

Um nur einige Beispiele zu nennen.

 

 

Übung für die vordere Brustkorbmuskulatur

Hier wird die Beweglichkeit des Musculus pectoralis major, des vorderen grossen Brustmuskels im Verbund mit der Armmuskelkette trainiert.

 

Der Muskel hat seinen Ursprung an den Rippen vorne, mit wenigen Anteilen am Schlüsselbein und zieht zum Oberarmknochen.

 

Funktionsstörungen äussern sich in Schmerzen beispielsweise

 

  • der Brustwirbelsäule
  • Schulter und Schulterblatt
  • Ausstrahlungen in den Arm sind möglich, auch bzw. v.a. mit Kribbeln u. Taubheit der Finger (z.B. typisch Symptome des Carpaltunnelsyndroms)
  • Nackenverspannungen